Modernes politisches Theater

Projekt an der Förderschule am Webersberg Homburg/Saar 2015/16

"DEMOKRATIE LEBEN: GEGEN RASSISMUS UND FREMDENFEINDLICHKEIT - FÜR MENSCHENRECHTE UND DEMOKRATIE"

Wie es zu dem Projekt kam

"Könnten Sie sich vorstellen, zum Thema "Menschenrechte" ein Theaterprojekt zu machen?"

Spontan fiel mir "Nathan der Weise" ein, gelesen als Schülerin in Klasse 9 oder 10.

Als nächstes fielen mir Namen berühmter Menschenrechtler ein, gestorben für ihren Einsatz für das Wahlrecht, für Gleichberechtigung, allen voran M.L.King und seine berühmte Rede "I have a dream".

Ich dachte natürlich an die derzeitige politische Situation in Europa und Deutschland, an Flüchtlinge, Pegida, brennende Flüchtlingsunterkünfte.

Dann kreisten meine Gedanken schließlich um die Klientel, mit der ich dieses Projekt starten sollte: 10. Klasse einer Förderschule, mit Jungen und Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren. Sie haben ganz eigene Probleme mit Menschenrechten und Menschlichkeit wie dem Umgang mit Beleidigungen, Respektlosigkeiten, aber auch einfach Gedankenlosigkeiten der "Normalos".

Also ein sehr vielschichtiges Thema, wobei eigentlich nur die Form einer Collage infrage kam.

Allgemeine und persönliche Zielsetzung des Projekts

Mit dem Projekt sollen junge Menschen für Fremdenfeindlichkeit und Rassismus sensibilisiert werden. Sie sollen erkennen, wo Menschenrechte mit Füßen getreten werden und ermutigt werden, sich für Unterdrückt stark zu machen und natürlich auch für ihre ganz persönlichen Rechte einzutreten und sich durchzusetzen.

Das Projekt war außerdem meiner Meinung nach eine wichtige politische Orientierung, denn die meisten der Schüler waren bereits volljährig oder würden es zum Zeitpunkt der nächsten Wahlen sein, in denen sie mit ihrer Stimme das politische zukünftige Leben in Deutschland mitbestimmen. Ihnen dies deutlich zu machen war mein persönliches Anliegen. Ich wollte:

1. Denk- und Diskussionsanstöße durch unterschiedliches Material liefern

2. Schülerideen und Diskussionsergebnisse in eine geschlossene, vorzeigbare Form bringen

3. Die Schüler mit entsprechenden Übungen für die Bühne bereit machen

Die Collage

Eine simulierte Theaterprobe zu Lessings "Nathan der Weise" steht zu Beginn. Dem schließt sich eine Talkshow nach Günther Jauch, bei der Vertreter aus Politik und den Medien über Hetze in den sozialen Netzwerken diskutieren, an. Ergebnisse einer Umfrage zu ganz persönlichen Erlebnissen von Mobbing werden im dritten Teil präsentiert. Die einzelnen Sequenzen werden umrahmt von verschiedenen Formationen zum Thema Menschenrechte. Abschluss bilden Schülerwünsche und ein gemeinsam gesungenes Lied: "I wish".

Am 28.01. 2016 wird das Theaterstück um 10.30 Uhr und um 19 Uhr im Sport- und Festsaal der Schule aufgeführt. Die Aufführungen kommen beim Publikum sehr gut an. Nach der Talk-Show gibt es den ersten Szenenapplaus, dem weitere folgen. Das Abschlusslied wird vom Publikum mitgesungen, wobei alle aufstehen und mitklatschen.

Fazit

Während des Projekts hatten wir mit großen Herausforderungen zu kämpfen. Das waren zunächst die täglichen politischen Veränderungen hinsichtlich der Ankunft der Flüchtlinge und damit verbundenen Textbearbeitungen.

Dann das einschneidende Ereignis des Verlusts eines Mitschülers.

Trotz oder vielleicht auch gerade wegen dieser Herausforderungen hat das Projekt die Schüler hinsichtlich der Zielsetzung weitergebracht. Ihr Interesse am politischen Geschehen hat im Verlauf deutlich zugenommen. Die Erkenntnis, auch mitgestalten zu können und es auch zu müssen, wenn man etwas ändern möchte, hat auch die Schüchternen unter ihnen selbstbewusster und mutiger gemacht.

Aufgrund der großen Anerkennung durch die gesamte Schüler- und Lehrerschaft bewarben wir uns mit diesem Theaterstück 2017 beim Lessing-Wettbewerb für Toleranz der jungen Journalisten im Saarland und gewannen den ersten Preis, verbunden mit einem Preisgeld für die Schule von 1500 €.

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